
Was ist Heilung überhaupt? Schon das Wort ist schwer beladen. Es weckt Erwartungen, dass etwas „ganz“ werden soll, dass Schmerz verschwindet, dass am Ende ein Zustand von Glück und Vollkommenheit wartet. Gleichzeitig ist es ein Begriff, der über Jahrhunderte hinweg den Ärzten, Priestern oder Schamanen vorbehalten war. „Heilen“ durfte nur, wer eine äußere Autorität besaß.
Doch Heilung gehört nicht nur in medizinische Räume. Heilung ist ein menschlicher Grundprozess und in unser Selbstregulation angelegt. Jeder von uns kennt Momente, in denen Heilung geschieht, ohne dass jemand von außen etwas tut: wenn eine Wunde sich von selbst schließt, wenn ein Gespräch eine jahrelange Spannung löst, wenn eine Träne, die lange zurückgehalten wurde, endlich fließen darf. Heilung ist Teil des Lebens, Teil der Natur, Teil unseres Seins.
Für mich bedeutet Heilung nicht das Erreichen eines idealen Zustandes. Heilung ist Bewegung. Sie ist die Rückkehr zur eigenen Mitte, die Wiederherstellung von Kohärenz, die Integration von dem, was wir abgespalten oder verdrängt haben.

Heilung ist mehrdimensional. Körperlich erneuert sich der Organismus ununterbrochen, Zellen reparieren und ersetzen sich. Emotional bedeutet Heilung, dass Gefühle wieder fließen dürfen, statt uns zu blockieren oder festzuhalten. Mental heißt sie, dass Glaubenssätze an Kraft verlieren, wir neue Perspektiven finden und nicht mehr von alten Überzeugungen gesteuert sind. Energetisch bedeutet Heilung, dass das Feld sich klärt, dass Stauungen gelöst werden, dass die eigene Frequenz wieder hörbar und spürbar wird. Spirituell schließlich ist Heilung das Erinnern die Rückverbindung mit dem, was größer ist als wir selbst, mit der Quelle, mit dem Sinn.
Doch Heilung ist kein Endzustand. Es gibt keinen Moment, an dem wir sagen könnten: „Jetzt bin ich geheilt und bleibe es für immer.“ Heilung ist ein Weg. Ein Prozess, der uns lebendig macht, weil er uns immer wieder auffordert, neu zu fühlen. Und hier beginnt für mich der spannendste Punkt: Heilung geschieht dort, wo Hingabe geschieht. Nicht das Festhalten heilt uns, sondern das Loslassen. Nicht die Kontrolle, sondern die Bereitschaft, mitten im Unbehagen präsent zu bleiben. Hingabe bedeutet, den Widerstand fallen zu lassen und in Kontakt mit dem zu gehen, was ist. Sie ist das Gegenteil von Flucht und Kampf. Sie ist ein Sich-Öffnen auch für das, was uns herausfordert.
Wenn wir uns hingeben, passiert etwas Wesentliches: Unser Energiesystem hört auf, sich zu verspannen. Wir lassen den Atem fließen, wir erlauben den Gefühlen, durch uns hindurchzugehen, anstatt sie in uns einzuschließen. In diesem Moment beginnt Heilung, weil die Energie wieder zirkulieren darf. Aus energetischer Sicht ist jedes Muster, jedes Trauma, jede Blockade ein eingefrorener Moment, in dem wir aufgehört haben, uns hinzugeben. Wir haben uns verhärtet, zurückgezogen, verschlossen. Heilung heißt deshalb: die eingefrorene Stelle auftauen, die Energie wieder ins Fließen bringen und das gelingt nur über Hingabe.

Meine kleine Sonnenpause in Griechenland war dafür ein Beispiel. Sie war nicht geplant, sondern kam plötzlich und sie hat mich gezwungen, innezuhalten. Die Stunden davor hatten mit einem inneren Muster zu tun: dem alten Thema von Autonomie und Führung. Darf ich mich wirklich hingeben? Darf ich mich führen lassen, ohne dass es bedeutet, mich selbst aufzugeben? Es war wie eine leise Wunde im Weiblichen, die sich meldete, ein Ringen zwischen dem Bedürfnis nach Freiheit und der Sehnsucht nach Vertrauen. Und genau an diesem Punkt begann Heilung. Nicht, weil ich Schmerz überwinden musste, sondern weil ich dieses Muster bewusst annehmen konnte. Weil ich nicht mehr kämpfte, sondern spürte: Hingabe ist kein Verlust, sondern eine Öffnung.
So konnte ich ankommen in der Wärme der Sonne, in der Liebe meines Partners, in der Schönheit Griechenlands. Dort durfte sich etwas in mir neu ordnen, still und kraftvoll zugleich. Heilung geschieht nicht immer laut. Manchmal ist sie genau das: ein inneres Einverständnis, ein Zulassen, ein Ja.

Und vielleicht spürst du es selbst: Dieses Jahr war schneller, dichter, fordernder. Das letzte Viertel trägt eine feurige Qualität. Viele erleben emotionale Unruhezustände, plötzliche Ausbrüche alter Themen, innere Rastlosigkeit. All das will uns nicht schwächen, sondern befreien. Feuer verbrennt das Alte, das uns nicht mehr dient, und es schenkt gleichzeitig Wärme, wenn wir lernen, es zu hüten. Heilung bedeutet jetzt: nicht weglaufen, nicht betäuben, nicht verzweifeln, sondern präsent bleiben, uns hingeben, mitten im Feuer.
Und hier schließt sich der Kreis zu meiner Arbeit. ENERGETIC SOULWORK® ist ein Weg, genau das zu lernen. Energiearbeit braucht Hingabe, weil sie sonst nicht wirken kann. Wer sein Feld halten, klären und befreien will, muss bereit sein, sich zu öffnen, ohne Abwehr, ohne Masken. Heilung geschieht nicht durch Techniken allein, sondern durch die Haltung, in die wir gehen. ENEREGTIC SOULWORK® ist deshalb kein Werkzeugkasten für schnelle Lösungen, sondern ein Erfahrungsraum für genau diese Haltung: Hingabe.
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Lena (Sonntag, 05 Oktober 2025 11:34)
Vielen lieben Dank für diese tolle, beeindruckende Sichtweise. Wie immer wunderbar geschrieben und zum Nachdenken anregend.
Danke